Sonntag, 15. Februar 2015

Ein Tag in Rangpur, damals...

Der Wecker klingelt, ich wache auf und schlummer noch eine Weile vor mich hin. Das Bett ist so warm und kuschelig - mein Zimmer so kalt. Ich raffe mich auf und koche das Wasser für die Dusche. Ich halte es nicht aus mit dem kalten Wasser zu duschen. Nach der Dusche gehe ich, wie jeden Morgen, nach oben zu meiner „House-owner-family“ frühstücken. Es gibt Rooties und Gemüse. Nach den 4 Rooties muss ich mich beeilen. 
Ich bin schon wieder spät dran. Um fünf Minuten nach neun komme ich im Office an, so wie jeden Morgen. 
Nach meiner morgendlichen Begrüßungsrunde bei allen meinen Kollegen geht es direkt los zu den Schulen. 
Klassenfoto, eines von 100 Fotos pro Schule
Heute stehen drei Schulbesuche im Gangachara Upuzila an. Meine Aufgabe ist zu den Schulen zu fahren, zu beobachten, aber vor allem Fotos zu machen. Pro Schule werden 6 verschiedene Bilder benötigt um diese für einen Report an die Spender zu verwenden. Ein Foto soll das Schulgebäude zeigen, ein anderes die ganze Klasse. Ein Foto von der Lehrerin, eines von Gruppenarbeit und ein Foto von einem einzelnen Schüler beim Lernen werden benötigt. Ein letztes Foto soll Lehrmaterialien zeigen. Während jedem Schulbesuch mache ich ca. 100 Fotos um dann am Ende die besten auszuwählen und an NETZ weiterzugeben.
Heute fahre ich mit Arif ins sog. „Field“, also zu den Schulen. Arif ist Training-Officer bei Jagorani Chakra Foundation und er gehört zu den Kollegen, die mir in der kurzen Zeit schon richtig ans Herz gewachsen sind.
Wir fahren also los, er fährt, ich sitze hinten und kann den Anblick der Landschaft genießen. Die abgeernteten Reisfelder, die vielen Fahrradfahrer, das laute Hupen, alles gehört zu meinem Bild von Rangpur, meinem neuen Zuhause. Leider kann man diesen Anblick im Dezember nicht mehr wirklich genießen, weil es einfach unglaublich kalt ist auf dem Motorrad. Die Sonne versteckt sich auch nur hinter Wolken, kommt manchmal erst um 15 Uhr durch. 

Die erste Schule ist relativ nah, 30 Minuten Fahrzeit. Sobald wir in den Klassenraum treten, werden wir respektvoll mit einem „Assalamualeikum“ begrüßt. Wir antworten „Ualeikumassalam“. Unglücklichweise trage ich immer Schnürrschuhe und brauche ein bisschen um die Schuhe auszuziehen. Dementsprechend komme ich ein bisschen zu spät in den Klassenraum und mein „Assalumaleikum“ ist meist sehr viel verhaltener als das Vorangegangene. Ich muss zugeben, dass mir dieser repektvolle Umgang, mit dem mich die Menschen Bangladeschs behandeln, sehr gefällt.

Während die Lehrerin den Unterricht etwas verunsichert weiterführt, störe ich mit meiner Fotografiererei ein bisschen. Die 27 Kinder der Schule sind vor allem an mir und meiner Kamera interessiert. Trotzdem geht die Englisch-Stunde weiter, bei der die Schüler vorgeben konzentriert bei der Sache zu sein. Eigentlich ist ein Ausländer aber viel interessanter. 
Arif, mein Kollege greift bei der Stunde häufig ein, er übernimmt den Unterricht sozusagen. Man könnte es kritisieren. Der Lehrerin kann dadurch der Respekt verloren gehen. Andererseits ist Arif der Trainer der Lehrerin und selbst sehr gut als Lehrer geeignet. Er lässt neuartige Lehrmethoden mit einfließen um das ständige Wiederholen von lautem Vorlesen aus Büchern zu vermeiden.
Frauen und Männer der Region bepflanzen
das Flussbett mit Tabak
Nach 30 Minuten fahren Arif und ich weiter. Wir erreichen den Fluss „Tista“. Die Fähre, die uns über den Fluss bringt steht schon bereit. Obwohl das Boot nicht besonders vertrauenserweckend aussieht hat es Platz für max. 4 Motorräder, ganz schön wackelig. 
Fähre über den Tista, Tabakfelder auf dem anderen Ufer
Der Tista hat ein Flussbett, dass ca. 2km breit ist. Im Dezember ist der Fluss allerdings meist nicht breiter als 50m. In Indien befindet sich ein Staudamm, der das Wasser für die indische Landwirtschaft hält, weswegen kaum Wasser nach Bangladesch fließt.
Das Flussbett selbst fasziniert mich sehr. Da es ca. 10 Monate im Jahr begehbar ist, gehört das Land verschiedenen Menschen, die dort ihre Felder bewirtschaften. Vorranging werden Gemüse und Tabak angebaut. Aber die Anbaufläche ist schwierig zu bewirtschaften, da sie vor allem sandig ist. 
Motorcross in dem sandigen Flussbett
Motorradfahren in diesem Gebiet stellt uns vor große Schwierigkeiten - teilweise steige ich ab, damit Arif das Motorrad bewegen kann. Aus irgendwelchen Gründen zieht mich diese Gegend an und ich bin hier sehr gerne. Andererseits kann ich mir vorstellen, wie schwierig es ist hier zu leben und jeden Tag die weiten sandigen Strecken zu laufen.


Wir erreichen die zweite Schule. Es ist alles sehr ähnlich nachdem ich schon ca. 50 Schulen gesehen habe, die nach dem gleichen 
Prinzip gebaut worden sind.
Da das Schulgebäude sehr dunkel ist, muss ich durchgehend mit Blitzlicht fotografieren. Nach ca. 30 Fotos überhitzt meine Kamera. Mich nervt es tierisch darauf zu warten, dass der Blitz wieder funktioniert, während ich gute Fotomotive verpasse. Ich fange an darüber nachzudenken mir eine Aufsteckblitz zu kaufen der nicht versagt.
Der Lehrer erklärt den Schülern

Nachdem Arif und ich eine letzte Schule besuchen brechen wir wieder auf um den Fluss zu überqueren. Wir warten ca. 30 Minuten bis die Fähre endlich kommt. Sie liegt sehr tief im Wasser. Als sie ankommt sehe ich, dass sie 45 Säcke mit Düngemittel geladen hat. Weitere 30 Minuten später sind wir endlich am anderen Ufer und begeben uns auf den Heimweg. Es ist schon vier Uhr und wir haben noch nicht zu Mittag gegessen. 

Wir entscheiden in Rangpur zu essen und fahren zurück zum Office. 







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